Woher kommt's?

Meine Leidenschaft für Kulinarik generell und für Wein im Speziellen hat ihre Gründe. Meine Familie beschäftigt sich seit Generationen mit Lebensmitteln & Getränken, ich darf diese Tradition seit über 20 Jahren mit Leidenschaft und Innovation fortsetzen.

Bereits mein Urgroßvater Rudolf Postmann betrieb in Altschlaining im Südburgenland von Beginn der 1930er Jahre bis zu seinem Tod ein eigenes Wirtshaus: Rudolf Postmann’s Wein, Bier, Likör und Kaffeeschank. Bis zum Zweiten Weltkrieg gab es in Altschlaining für rund 400 Einwohner insgesamt vier Wirtshäuser. Trotzdem bestand zwischen den Wirten nie ein Konkurrenzkampf, man hat sich sogar untereinander geholfen, wenn einmal Getränke ausgegangen sind. Es gab auch vier Greissler, die als Gemischtwarenhändler alles verkauften, von Nägel über Zucker bis zum Petroleum. Öffnungszeiten gab es keine, man kam ins Wirtshaus, wann gerade Zeit dazu war. Für den Wirt gab es keinen Ruhetag, zu Neujahr wurde aufgesperrt und zu Neujahr auch wieder zugesperrt. Im Wirtshaus wurde über alles gesprochen, der Wirt hat sich gerne zu seinen Gästen gesetzt und mit ihnen geplaudert. Man hat sich getroffen, um den Dorftratsch weiter zu erzählen, das Wirtshaus hatte die Funktion des offenen Hauses, wo man seine Kontakte pflegen konnte. Gerne haben sich hier auch politische Seiten getroffen, man hat Erfahrungen ausgetauscht und weitergegeben.

Der Kaffeesieder aus Amerika
Das Wirtshaus der Familie Postmann wurde vom Kaffeesieder Rudolf Postmann übernommen, als er Anfang der 1930er Jahre aus Amerika zurückkam. Postmann war in den 1920er Jahren nach Chicago ausgewandert und hat während der Prohibitionszeit mit der - illegalen - Produktion von Alkohol sein Geld verdient. Wie viele Gastwirte zu dieser Zeit hatte auch Rudolf Postmann nebenbei eine Landwirtschaft, wo eigenes Vieh gehalten wurde, das fallweise auch für die Gastwirtschaft verwendet wurde. Postmann war der erste Wirt im Dorf, der ein Grammophon besaß, das er aus Amerika mitgebracht hatte. Und es gab auch schon eine Kegelbahn, die als Einrichtung für Unterhaltungszwecke seit der Zwischenkriegszeit zum fixen Bestandteil vieler Gasthäuser im Burgenland zählte. Die ursprünglichen Kegelbahnen bestanden aus einer witterungsfest überdachten Bahn, die mit gestampftem Lehm und einem mittig verlegten Pfosten als Bahn der Holzkugel ausgestattet waren. Ein wesentlicher Bestandteil der Kegelbahnen war auch der Kegelbube, der das Aufsetzen der Kegel nach dem Wurf besorgte. Sehr beliebt als Unterhaltung im Wirtshaus war auch das Kartenspielen, es wurde dabei viel Geld verspielt. Blieb dann ein Gast im Wirtshaus etwas schuldig, hat es der Wirt mit weißer Kreide auf den schwarzen Möbeln der Schank aufgeschrieben, sodass es jeder Gast sehen konnte. Meist haben sich dann die Gäste selbst wieder ausgelöscht. Alten Schuldenbüchern ist jedoch zu entnehmen, dass viele Wirtshausschulden nie zurückbezahlt wurden.

Vom Fass bis in die Flasche
Bis zum Ersten Weltkrieg, zu der Zeit, als das Burgenland noch in Westungarn lag, fuhren die Gastwirte selbst mit dem Rosswagen nach Ungarn - an den Plattensee - Wein einkaufen. Nach dem Anschluss des Burgenlands an Österreich musste man den Weineinkauf ins eigene Land verlegen und ist nach Eisenberg an der Pinka gefahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg fuhr man bereits mit motorisierten Wägen bis nach Mörbisch am Neusiedlersee. Der Wein wurde im Keller in einfachen Fässern gelagert und – meist von den Kegelbuben – in Tonkrügen aus dem Keller geholt. Flaschenwein, anfänglich in Doppelliterflaschen, war erst ab den 1950er Jahren gebräuchlich, wurde selbst dann noch in Krüge umgefüllt und an die Gäste verkauft. Da dieses Umfüllen mühsam war, führte man bald darauf die 1-Liter Flasche ein und ließ den Wein direkt beim Produzenten in 1-Liter Flaschen abfüllen. Die 1-Liter Flasche konnte man dann ohne viel Umständ dem Gast bei Tisch servieren. Denn: Getrunken wurde zu dieser Zeit viel. So war es bei den Bauern üblich, in der Früh und am Abend nach dem Melken der Kühe im Wirtshaus auf ein Frackerl Schnaps (altes Trinkgefäß mit 0,1 Liter Inhalt) einzukehren. In der Region um Altschlaining gab es damals auch bedeutenden Antimonbergbau. Die Bergleute haben jeden Tag in der Früh auf dem Weg zur Arbeit beim Wirtshaus angeklopft, worauf hin ein Frackerl gereicht wurde.

Bis in die 1930er Jahre wurde ausschließlich Weißwein getrunken, Rotwein wurde kaum nachgefragt. Bald kam das Flaschenbier hinzu, es gab das Stadtbräu aus Wien und das Pantherbräu aus Graz. Zu Essen gab es in den Wirtshäusern üblicherweise wenig, warm gegessen wurde bis in die 1960er Jahre selten. Zur kühlen Jahreszeit war Sautanz angesagt, wie das Schweineschlachten im Südburgenland genannt wird. Dazu gab es das Sautanzessen, ein Mittagsmahl aus verschiedenen Gerichten vom Schwein wie geröstete Leber, Bratwürstl, Blunzn und Grammeln.

Mahlzeit wünscht Klaus Postmann

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